"Bergsteigen ist mehr als Sport. Es ist eine Leidenschaft" (Herrmann Buhl)

Tourenplanung 2.0

Eine gute Planung ist essentiell für den sicheren und reibungslosen Ablauf einer jeden Tour, sei es eine Wander-, Trekking-, Kletter- oder Hochtour. Wo die Bergsteiger der „alten Schule“ noch mit Karte und Kompass losgezogen sind, kann der Alpinist von heute hingegen auf ein breites Spektrum an Planungs- und Infomöglichkeiten schauen. Dieses soll im Folgenden ein wenig näher betrachtet werden.

Grobplanung – wo soll es denn überhaupt hingehen?

Am Anfang steht natürlich die Frage: Wo will ich überhaupt hin? Die Alpen werden im deutschsprachigen Alpenraum grundsätzlich in Ost- und Westalpen unterschieden, wobei die Grenze ungefähr durch die Linie Bregenz – Mailand gebildet wird. Charakteristischerweise sind die Ostalpen etwas niedriger mit vielen, gut zum Klettern geeigneten Felsgipfeln, während die Westalpen insgesamt wilder sind und durch die hohe Vergletscherung vor allem für Hochtourengänger ein beliebtes Betätigungsfeld darstellen. Wandern kann man natürlich überall gut, wobei die über Wanderwege erreichbare Gipfelhöhe in den Westalpen in der Regel höher ist (z.B. das Oberrothorn in Zermatt mit einer Höhe von 3414 m). Einen guten Überblick über die verschiedenen Alpenregionen liefert der Wikipedia-Artikel „Alpen“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Alpen).

Feinplanung – welche Touren möchte ich unternehmen?

Ist man sich über die Region im Klaren und hat sich vielleicht auch schon eine Ortschaft als Stützpunkt ausgesucht, geht es an die Feinplanung. Sicher nicht verkehrt für Regionen, in denen man sich überhaupt nicht auskennt, sind Auswahlführer, die in der Regel eine Vielzahl von Touren in jeder Schwierigkeit im angepeilten Gebiet präsentieren.

  1. Wandern: Hier decken die Führer vom Bergverlag Rother nahezu jedes Gebiet in den Alpen ab: https://www.rother.de/
  2. Klettern: Hier kommt es ganz auf den Kletterer an, das heißt welcher Art die Kletterführen sein soll – Genussklettereien, Sportklettereien, alpine Klettereien; Einseillängentouren oder Mehrseillängentouren etc. Einige Verlagshäuser bieten Auswahlführer für den gesamten Alpenraum an (z.B. http://www.panico.de/buecher/kletterfuehrer-auswahlfuehrer.html, http://topoguide.de/). Für die speziellen Regionen gibt es vom Verlagshaus Panico mittlerweile viele Spezialführer (http://www.panico.de/buecher/alpin-kletterfuehrer.html), weiterhin bietet der italienische Versante Sud Verlag auch eine Vielzahl guter Führer an (http://www.versantesud.it/). Speziell für die Schweiz sind zum einen die „plaisir“ und „extrem“ Führer vom Filidor Verlag (http://www.filidor.ch/Pages/BookGroup.aspx?Id=1) zu empfehlen
  3. Klettersteige: Klettersteige boomen in den letzten Jahren sehr stark, entsprechend gut ist hierfür die Literatur. Exzellente Führer für Deutschland, Österreich, Dolomiten und die Schweiz erhält man vom Alpinverlag (http://www.alpinverlag.at/buecher/buecher.html). Als Übersicht über den gesamten Alpenraum ist auch ein Klettersteigatlas empfehlenswert, z.B. von Iris Kürschner (hier).
  4. Hochtouren: Zum Thema Hochtouren ist der Buchmarkt sehr divers. Hat man es auf 4000er abgesehen, so kommt hier das Standartwerk sicherlich von Richard Goedecke (hier). Für die Schweiz können uneingeschränkt die SAC-Clubführer empfohlen werden (hier). Die Ostalpen werden im Großen und Ganzen durch die Alpenvereinsführer abgedeckt (hier). Der klassische Mont Blanc Führer von Hartmut Eberlein war lange vergriffen, wurde aber im Jahre 2018 in Zusammenarbeit mit Ralf Gantzhorn endlich neu aufgelegt und um die Dauphiné erweitert (hier) Einen sehr guten englischsprachigen Auswahlführer findet man hier.

Konkrete Tourenplanung

Hat man schließlich eine Anzahl an Touren ins Auge gefasst, so geht es nun an die eigentliche Tourenplanung. Zwar sind die Touren in den Auswahlführern meist ausführlich beschrieben und in der Regel auch mit einer Schwierigkeitsbewertung versehen, so stellt sich manchmal doch die ein oder andere Frage bezüglich bestimmter „Schlüsselstellen“ in den Touren (z.B. kurzes, frei zu kletterndes Stück an einem Klettersteig oder ausgesetzte Stelle in einer Wandertour). Die reine Schwierigkeitsbewertung hilft hier oft nicht weiter, besser wäre es die Stelle einfach vorher schon einmal gesehen zu haben. Glücklicherweise bietet das Internet durch eine Vielzahl von Erfahrungs- und Tourenberichten ein reiches Informationsfeld.

  1. Wandern: Hier gibt es viele organisierte Seiten, auf die jeder seine Tourenberichte hochladen kann. Der „Service“ reicht von reiner Berichterstattung bis hin zu Tourenportalen, auf denen vielfältige, zusätzliche Toureninfos sowie Karten und Höhenprofile hinterlegt sind. Eine kleine Auswahl:
  2. Klettern: Auch hier gibt es organisierte bzw. professionell betriebene Seiten, aber auch eine riesige Menge an wirklich guten privaten Homepages und Blogs. Eine Auswahl:
  3. Klettersteige: Eine Menge professioneller Seiten widmen sich dem Thema Klettersteig. Aber auch auf den Seiten mit allgemeinen Tourenberichten finden sich jede Menge Infos darüber, z.B. bei hikr.org. Eine Auswahl:
  4. Hochtouren: Wie bei den anderen Tourenkategorien ist die Auswahl an Seiten enorm. Auch hier lohnt sich ein Blick auf hikr.org und das Rocksports Forum. Weitere empfehlenswerte Seiten:

Auch auf Kartenmaterial muss man im Netz nicht verzichten. Verschiedene kommerzielle Seiten bieten kostenlose Karten, teilweise auch mit der Möglichkeit zur GPS-Tourenplanung:

  • http://www.gpswandern.de/gorp/gorp.shtml  → gpswandern.de verfügt zwar nicht über kartographisches Material der länderspezifischen Vermessungsämter, bietet jedoch auch gute Karten im openstreetmap (OSM) Format an. Diese Seite bietet sich hervorragend zum Vermessen von Wegen an, da vom OSM ins Google maps Format gewechselt werden kann. Man kann so den in der OSM Karte eingetragenen Wegverlauf direkt „in der Realität“ überprüfen.
  • https://map.geo.admin.ch → Hierbei handelt es sich um eine interaktive Schweizkarte. Man kann hier Wege einzeichnen und vermessen, außerdem liefert einem die Karte gleich noch ein Höhenprofil mit dazu. Bonuspunkte gibt es auch für den starken Zoom.

Aktuelle Verhältnisse und Wetter

Steht die Tourenplanung muss man eigentlich nur noch gutes Wetter und insbesondere bei hochalpinen Touren gute Verhältnisse abwarten. Eine Fülle von Seiten beschäftigt sich mit dem Thema Wetter, jedoch ist eine allgemeine Wetterseite wie beispielsweise wetter.de nicht besonders genau was das Alpenwetter angeht. Trotzdem können durchaus auch allgemeine Wetterseiten empfohlen werden. Viele schweizer Bergführer nutzen zum Beispiel die Seite meteoblue.com. Einen guten Überblick zum Bergwetter in den Alpen liefern natürlich auch die jeweiligen Alpenvereine:

Eine besondere Herausforderung sind Wetterprognosen für die Expeditionsberge. Da in den betreffenden Regionen Wetterstationen doch eher selten anzutreffen sind, sind Prognosen für diese abgeschiedenen Gebiete besonders schwer zu erstellen und mit der entsprechenden Vorsicht zu genießen. Qualitativ hochwertige Vorhersagen (gegen gutes Geld) sind von folgenden Wetterdiensten in der Schweiz und in Österreich zu erhalten:

Der kostenlose Wetterdienst http://www.mountain-forecast.com/ bietet Wetterinfos zu den Bergen der Welt auch kostenlos an. Toll hieran ist, dass man nicht nur die Regionen, sondern den jeweiligen Berg auswählen kann und Wetterinfos nicht nur für den Gipfel sondern oft auch für die einzelnen Hochlager zur Verfügung stehen. Der Nachteil: Die Prognosen sind meistens nicht eingetroffen. Trotzdem haben wir diesen Wetterdienst bei unserer Pik Lenin Expedition regelmäßig konsultiert.

Infos zu den aktuellen Tourenverhältnissen sind aus der Entfernung natürlich nicht immer leicht zu bekommen. Am besten (falls von einer Hütte gestartet wird) ist immer noch der Anruf bei der jeweiligen Hütte, die Hüttenwirte sind in aller Regel gut über die Touren in ihrer Umgebung informiert. Sinnvoll ist es auch, sich über webcams die Verhältnisse anzuschauen. www.bergfex.de bietet eine Fülle von webcams in den Alpen, Vorteil dieser Seite ist, dass man sich bei den meisten webcams die stündlichen Bilder anzeigen lassen kann; dies ist bei den webcams auf den Touristenseiten der Alpendörfer meist nicht möglich, vorwiegend findet man dort nur das stundenaktuelle Bild – ist zum Aufnahmezeitpunkt gerade eine Wolke vorbeigezogen sieht man dann eben auch mal nichts. Einige wenige Seite bieten die Möglichkeit sich über die Bedingungen in bestimmten alpinen Touren zu informieren. Diese basieren auf den Informationen, die jeder, der gerade eine Tour gegangen ist, dort eintragen kann. Eine kleine Auswahl:

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