Tag 2: Basislager – Moränenlager (ca. 4900 m)
↑ 3 Std., 700 mH
Heute ist Ausschlafen angesagt! Trotzdem bin ich schon bei Sonnenaufgang wach, schlendere ein wenig in Richtung Moränenlager und setze mich dann mit ein paar anderen ins Esszelt – es ist doch, wenn die Sonne noch nicht scheint, recht kalt. Das Problem beim Huascaran ist, dass die Sonne mehr oder weniger hinter dem Doppelgipfel aufgeht und dann lange Zeit braucht, bis sie hoch genug ist, um einen beim Aufstieg, der sich ja auf der Westseite des Berges vollzieht, zu erreichen – je höher man kommt desto später! Um 9 Uhr gibt es Frühstück, wir kommen uns fast wie im Schlaraffenland vor: Brötchen, Marmelade, Cornflakes, Joghurtdrink und Spiegelei mit Würstchen und Senf! Wohlgesättigt faulenzen wir den größten Teil des Vormittags, dann müssen wieder die Sachen für die Hochlager zusammengepackt werden, denn ab dem Basislager muss die persönliche Ausrüstung – genau wie beim Alpamayo – selbst getragen werden. Dieses Mal ist die Entscheidung, was in den Rucksack soll, jedoch nicht so schwierig, denn man hat ja am Alpamayo bereits seine Erfahrungen gemacht. Um 12 Uhr gibt es Mittagessen: Hühnchen, Süßkartoffeln, Reis und Brötchen, dazu leckeren Orangensaft. Um 13.15 Uhr ist Aufbruch. Gleich die ersten Meter sind auch die spannendsten: Oberhalb des Lagers befindet sich eine Steilstufe von vielleicht 15-20 Metern Höhe die es zu überwinden gilt. Das Problem dabei ist, dass hierzu neben einem Bächlein über steile und glatte Gletscherschliffplatten aufgestiegen werden muss, wobei man hauptsächlich auf die Schuhreibung vertrauen muss. Dies ist, erschwert durch die großen Rucksäcke und die dicken Hochtourenschuhe gar nicht so ohne. Aber Dirk, unser deutscher Bergführer ist zur Stelle und hilft Teilnehmern, die sich damit etwas schwerer tun über die Stelle hinweg.
Gleich zu Beginn geht es zur Sache: Bei dem wenigen Gefühl, das man in den dicken Bergstiefeln hat, fällt es anfangs gar nicht so leicht allein der Schuhreibung zu vertrauen!
Die kritische Stelle von oben (allerdings ist der steilste Teil hier nicht zu sehen)
Nachdem die Stelle überwunden ist, folgen wir den Steinmännern, die hier in unregelmäßigen Abständen stehen nach rechts, schräg über die weitläufigen Gletscherschliffplatten hinauf. Abwechselnd wird nun über schräge Platten gequert und in Rinnen aufgestiegen. Besonders schön anzusehen sind die kleinen Wasserläufe, die immer wieder in kleinen „Rutschbahnen“ über den Fels laufen.
Nun geht es über die weitläufigen Gletscherschliffplatten, immer den Steinmännern hinterher
Nach einiger Zeit lernt man, immer mehr der Schuhreibung zu vertrauen und so lassen sich die schrägen Platten eigentlich gut begehen
Manchmal geht es auch durch Rinnen, die eine Abwechslung zu der „Plattenschleicherei“ bringen
Die Rucksäcke unserer Träger – eine Wahnsinnsleistung!!!
Nach einiger Zeit kommt das Rifugio Huascaran (4580 m), eine richtige Berghütte nach Schweizer Vorbild, in Sicht. Es ist mittlerweile 14.45 Uhr und wir setzen uns hin, um eine Rast einzulegen. Doch diese währt nur kurz, denn wir haben noch ein Stück zu gehen. Wir lassen die Hütte rechts liegen und steigen weiter über die Granitplatten, nun gerade hinauf, auf den Gletscher zu.
Hier kommt auch wieder der Doppelgipfel, der von den Gletscherschliffplatten aus nicht zu sehen ist, in Sicht
Schön anzusehen sind die kleinen „Rutschbahnen“
Das Moränenlager befindet sich direkt unterhalb der Gletscherzunge auf den Platten. Praktischerweise sind die meisten Plätze schon mit kleinen Mäuerchen zum Windschutz versehen, sodass wir eigentlich nur noch das Zelt aufbauen müssen. Die Felsplatten sind von der Sonne angenehm warm und so legen wir uns der Länge nach hin und genießen die Aussicht.
Wer zuerst kommt, malt zuerst – wir kamen in den Genuss uns den ersten (und besten) Lagerplatz aussuchen zu können. Dummerweise befand sich die Kochstelle, die zuletzt errichtet wurde am anderen Ende des Lagers, ca. 50 mH über uns!
Immer wieder geht der Blick nach oben zum Gipfel, der allerdings immer noch 1,7 Km über uns liegt
Die Granitplatten waren von der Sonne angenehm aufgewärmt
Nachdem die Sonne untergegangen ist wird es aber sehr schnell kalt und wir verkriechen uns bis zum Abendessen um 18.30 Uhr ins Zelt. Da die Plätze für die Zelte unterschiedlich hoch liegen, müssen wir von unserem Platz bis zum Esszelt zunächst einmal fast 100 m aufsteigen. Es gibt eine Art Spaghetti Bolognese, mittlerweile fast vollständig im Dunklen. Später kommt einer unserer Träger noch einmal mit dem Wasserkessel an jedes Zelt, dann löschen wir das Licht (20 Uhr).