Tag 6: Alpamayo (5947 m)

 ↑ 2½ Std., 550 mH; ↓ 1 Std., 550 mH

Die beiden Hauptaufstiegsrouten auf den Alpamayo

Aufgeweckt durch das allgemeine Getümmel wachen wir um 6.15 Uhr auf. Im Zelt sind es -4°C. Ich habe daher ein wenig Probleme in die Gänge zu kommen. Draußen ist es kalt, schattig und windig sodass sich mein Frühstück auf eine Tasse lauwarmen Kaffee und ein gefrorenes Snickers beschränkt. Arthur und ich teilen uns meinen kleinen Rucksack (10 l), den ich eigens zu diesem Zweck mit hinaufgenommen habe. Wir nehmen Tee in einer Thermosflasche für den Nachmittag und in einer isolierten Sigg-Flasche für den Aufstieg, außerdem eine kleine Flasche Cola (um bei Ermüdung noch einmal die Reserven aktivieren zu können) und ein paar Snickers mit. Wir verabreden, dass ich den Rucksack hinauf- und Arthur ihn hinunter trägt. Da die Wand während des Aufstiegs die gesamte Zeit im Schatten liegt, ziehe ich die Daunenjacke an. Um 7.30 Uhr sind alle fertig und es geht endlich los. Zuerst in einigen Kurven, dann direkt hinauf zum Bergschrund, jeder geht sein eigenes Tempo.

Bis zum Bergschrund geht jeder sein eigenes Tempo

Am Bergschrund beginnen die Fixseile. Dies ist auch gleich die schwierigste Stelle, da der 1 m breite Schrund zunächst mit einem großen Schritt nach oben überwunden werden muss und man sich danach sofort in einem sehr steilen, weichen Schneefeld befindet, in dem das Eisgerät kaum Halt finden will.

Zunächst muss der 1 m breite Schrund überstiegen…

…und dann eine nahezu senkrechte Passage in weichem Schnee überwunden werden

Die Einstiegspassage von oben

Über diesen Hang etwa 20 m gerade hinauf, dann führt eine 10 m lange Rechtsquerung hinüber in die breite Rinne, in der die Franzosenroute verläuft und der wir jetzt bis zum Gipfel folgen sollten. Die Bedingungen sind gut und der Schnee schön griffig. Zwar gibt es im unteren Drittel immer wieder einmal Blankeispassagen, doch durch die vielen Begehungen sind oft kleine Stufen vorhanden.

Nach einem 20 m langen Rechtsquergang befindet man sich in der Rinne, in der die „French Direct“ nun schnurgerade bis zum Gipfel führt

Nach und nach ist schließlich die gesamte Mannschaft in der Rinne

Anstrengend: Zwischendurch gab es immer wieder Passagen mit Blankeis – das geht in dieser Höhe ganz schön in die Waden!

Alle 50 Meter sind die Fixseile an Eisschrauben, Firnankern oder Abalakov-Sanduhren fixiert (immer mindestens 2 Fixpunkte) und so muss man sich dort immer mit der Selbstsicherungsschlinge kurz befestigen um dann die Steigklemme vom unteren ins obere Seil zu hängen. Oben knickt die Rinne nach rechts ab und nach einem weiteren Mal Steigklemme umhängen stehe ich plötzlich im Sonnenlicht auf dem Gipfelgrat – was für ein Gefühl.

Ca. alle 50 m sind die Seile fixiert sodass die Steigklemme umgehängt werden muss. In jedem Zwischenstück sollten nie mehr als 2 Bergsteiger gleichzeitig am Seil aufsteigen

Tief unter uns ist das Hochlager zu sehen

Oben knickt die Rinne nach Rechts ab

Die letzte Verankerung – die Fixseile gingen durchgehend bis auf den Gipfelgrat

Die letzten 5 Meter zum Gipfel fliege ich geradezu, dann ist es geschafft. Nach und nach trudelt die gesamte Mannschaft oben ein, manche glücklich, andere doch eher fertig nur einer musste im Hochlager wegen Höhenkrankheit zurückbleiben. Alles umarmen und beglückwünschen sich, es herrscht ausgelassene Stimmung.

Alpamayogipfel

Gipfelblick I

Gipfelblick II

Gipfelblick III

Nachdem ein Gemeinschaftsphoto geschossen ist, machen Christoph, Arthur und ich uns ans Abseilen, da wir ja zuerst oben waren und nun schon fast 1 Stunde auf dem windigen Gipfel stehen. Das Abseilen an den Fixseilen mit insgesamt 10 Zwischenstationen geht dann verblüffend schnell und so können wir bereits eine Stunde später die Glückwünsche unserer Hochträger, die im Lager auf uns gewartet haben, entgegen nehmen.

Die Gruppe beim Abseilen

Um 15 Uhr bricht der größte Teil unserer Gruppe auf, um mit Dirk ins Basislager abzusteigen, nur Arthur, Christoph und ich sowie unser Bergführer Maximo und der Träger Johnny bleiben eine weitere Nacht oben, um am nächsten Tag den Quitaraju (6036 m) zu versuchen. Wir faulenzen in der Sonne, am Nachmittag trifft noch eine Gruppe Amerikaner ein, die am nächsten Tag auf den Alpamayo möchten. Zum Abendessen gibt es Suppe und Nudeln mit Fleisch, dann verkriechen wir uns in den Zelten.

→ Weiter mit Tag 7: Versuch Quitaraju (6036 m)