First – Faulhorn – Schynige Platte

Eine Wanderung der Extraklasse! Wenn man eine Top 10 Liste der schönsten Wanderungen in den Alpen zusammenstellen würde, wäre diese Tour ganz sicher mit dabei. Denn hier kommt wirklich ein Highlight nach dem anderen – der berühmte, auf unzähligen Postkarten verewigte Blick vom Bachalpsee auf Finsteraarhorn und Schreckhorn, das Gipfelerlebnis Faulhorn, dann die ständig besser werdende, imposante Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau, die schließlich in einem einmaligen Rundumblick auf dem finalen Gratabschnitt hinüber zur Schynigen Platte gipfelt und nicht zuletzt die gemütliche Fahrt mit der Zahnradbahn von Schynige Platte hinab nach Wilderswil. PRÄDIKAT: MUSS MAN GEMACHT HABEN!

 

 Wegprofil First - Schynige Platte

Wir parken das Auto in Grindelwald und begeben uns zur Talstation der Firstbahn. Dort gibt es gewissermaßen ein all-inclusive Ticket, maßgeschneidert für diese Tour, das die Seilbahnfahrt hinauf nach First, die Zahnradbahn von Schynige Platte nach Wilderswil und den Rücktransfer mit der Bahn nach Grindelwald umfasst (68 CHF/ Person; Stand: Sommer 2012). Um 9.45 Uhr starten wir auf First (2166 m) in Richtung Bachalpsee. Die Bergstation First kann natürlich auch erwandert werden; dies würde ich jedoch nicht empfehlen, da sich die Tour dadurch um ein beträchtliches verlängert und letztendlich wahrscheinlich der Genuss darunter leiden würde. Über riesige Steinplatten geht es zunächst von der Station etwas bergab, dann auf breitem, gemütlichem Wanderweg, ohne allzu große Höhenunterschiede den Hang entlang zum Bachalpsee (2265 m).

Blick von First

Blick von First in Richtung Bachalpsee und Faulhorn

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Ankunft am Bachalpsee

Nachdem ich hier bei meinem letzten Besuch vollkommen in den Wolken gestanden hatte, ist heute prächtiges Wetter, das ich dazu nutze, um endlich die eindrucksvollen Bilder vom See mit Finsteraar-, Schreck- und Wetterhorn im Hintergrund zu schießen.

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Das klassische Postkartenmotiv, aber trotzdem immer wieder schön: Bachalpsee mit Schreck- und Lauteraarhorn im Vordergrund, rechts das Finsteraarhorn, links das Wetterhorn

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Der See von etwas oberhalb, schon auf dem Weg zum Faulhorn

Da es noch recht früh im Sommer ist und das Frühjahr recht kalt, liegt noch ziemlich viel Schnee. Der Weg hinüber zum Faulhorn ist jedoch stets breit und gut ausgebaut, sodass das kein großes Problem darstellt. Es geht zunächst am rechten Seeufer eben entlang, dann in einem linksbogen, immer gleichmäßig ansteigend direkt auf den Sattel Gassenboden (2553 m) zu. Ist dieser erst einmal erreicht, wird auch die Sicht zum nun nahen Faulhorn wieder frei, das man irgendwann auf dem Weg zum See aus den Augen verloren hat.

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Auf Gassenboden weitet sich der Blick

Zum Gipfel ist es von hier aus auch nicht mehr weit, allerdings ist der Schlussanstieg (ca. 60 Höhenmeter) auf den Gipfelkegel noch mal ordentlich steil. Doch der Aufwand lohnt sich, genießt man von hier oben doch ein außerordentliches Panorama! Erstmals weitet sich nun der Blick auch hinüber zum Thuner- und Brienzersee.

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Faulhorngipfel: Unglaubliche Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau

Blick vom Faulhorn

Blick vom Faulhorngipfel in Richtung Schynige Platte

Nach einer kurzen Rast steigen wir die 60 mH des Gipfelkegels auf dessen Rückseite über einen schmalen Pfad wieder ab und treffen so wieder auf den Wanderweg. Man kann den Gipfel auch über einen Pfad auf seiner linken (Süd-) Flanke umgehen, die Besteigung kann aber nur empfohlen werden! Weiter geht es, sehr aussichtsreich und schön auf einem breiten, flachen Grat. Links tauchen die – zunächst vom Eiger verdeckten – Gipfel von Mönch und Jungfrau auf, rechts schauen wir auf Thuner- und Brienzersee. Kurz vor dem Winteregg verlässt man den Grat nach rechts, um in der Flanke, immer leicht absteigend auf den mittlerweile schon recht nahe gekommenen Sattel zuzuhalten, auf dem sich die Männdlenen Hütte (2344 m) befindet.

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Der Weg führt vom Faulhorn zunächst über einen breiten Grat. Im Hintergrund die Sägissa, in der Mulde schon ganz klein erkennbar die Männdlenen Hütte

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Kurz vor dem Winteregg wird der Grat in seine rechte Flanke verlassen. Im Hintergrund der Gipfelkegel des Faulhorns

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Blick von oben auf die stille Männdlenenhütte (2344 m)

Nach einer scharfen Rechtskurve um eine Grateinbuchtung erreichen wir diese um die Mittagszeit. Etwas hinter der Hütte setzen wir uns an den Wegesrand und halten gemütliche Rast. Nach einer halben Stunde geht es weiter. Der Weg führt jetzt vorerst wieder in die Richtung, aus der wir gekommen sind um den Felsstock des Sägissa, der den Weiterweg sperrt, zu umgehen. Am Gotthard (P. 2276 m) dreht der Weg dann wieder in die eigentliche Richtung, um auf der Nordflanke des Sägissa, stets in angenehmer Neigung, in eine Talmulde abzusteigen. Der Blick wird dabei beherrscht vom mächtigen Felsklotz des Loucherhorns (2230 m).

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Unterwegs in der N-Flanke der Sägissa, im Hintergrund das Loucherhorn

Wenn die Talmulde erreicht ist wechselt der Weg auf die andere Talseite. Dort geht es wieder etwas ansteigend, sehr schön über einen Wechsel aus Wiesen, Bäumen und Felsbrocken hinauf zum Sattel des Gürotürli (2029 m) in der S-Flanke des Loucherhorns. Hier schaut man erstmals hinüber zur Station Schynige Platte, die immer noch ein gutes Stück entfernt ist…

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Das Gürotürli (2029 m) ist ein kleiner, gemütlicher Sattel im SO-Grat des Loucherhorns. Erst von hier aus ist das Ziel, die Station Schynige Platte zu sehen

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Immer mit dabei: Das Berner Dreigestirn (hier aber nur Mönch und Jungfrau zu sehen)

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Blick vom Gürotürlisattel zur Schynigen Platte. Über den Grat rechts verläuft der eindrucksvolle Panoramaweg

Nachdem die Flanke des Loucherhorns umrundet ist teilt sich der Weg: Die linke Variante führt ziemlich direkt, auf breitem Weg, durch die Talmulde hinüber zur Station. Die rechte Variante (Panoramaweg) leitet direkt über den rechterhand das Tal begrenzenden Grat. Wir entscheiden uns für die rechte Variante, diese kann ich jedem nur dringlichst empfehlen – er würde sonst das Beste verpassen! Der Grat wird originell über eine Treppe erreicht.

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Eine regelrechte Treppe leitet hinauf zum Grat

Dort empfängt einen schlichtweg eine der schönsten Aussichten der Alpen: Linkerhand die gesamte Berner Prominenz inklusive Eiger Mönch und Jungfrau zum Greifen nahe, voraus das Dreigestirn der Blüemlisalp und rechterhand das Wahnsinnspanorama von Thuner- und Brienzersee mit der wunderbar dazwischen gelegenen Stadt Interlaken. Es ist unmöglich hier einfach weiterzugehen und so machen wir trotz des nahen Ziels noch eine weitere Pause.

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Eine der besten Aussichten der Alpen!

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Tolles Seenpanorama

Der Thunersee, davor Interlaken

Dann laufen wir weiter, der Weg führt nun wirklich direkt auf dem Grat. Besonders eindrucksvoll wird das Seenpanorama vor allem auch durch die steil abstürzende N-Flanke des Grats, wodurch zwischen dem gerade einmal 2,5 km Luftlinie entfernten See und dem Grat aber trotzdem 1500 mH liegen!

Unterwegs am Grat, im Hintergrund das Oberberghorn

Rückblick in Richtung Loucherhorn. Links der Brienzersee

Am felsigen Oberberghorn, das den Grat kurz vor der Schynigen Platte noch einmal unterbricht zweigen wir links vom Panoramaweg ab um nun direkt zur Station (1967 m) hinüberzulaufen. Man kann aber auch den Panoramaweg weiter verfolgen und gelangt so bald auf den Gipfel der Schynigen Platte (2100 m), von wo aus man dann ebenfalls zur Station absteigen kann. Nach kurzer Wartezeit steigen wir in die Zahnradbahn, die uns in etwa 50 Minuten hinab nach Wilderswil bringt. Dort wartet bereits der Zug (die vordere Hälfte fährt nach Lauterbrunnen, die hintere nach Grindelwald), der uns rasch zurück zum Grindelwalder Bahnhof bringt.

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