Boeseekofel Klettersteig

8:30 Uhr auf dem Parkplatz in Corvara (1500m) an der Piz Boé-Bahn. Es sind gute 12°C und der Himmel verspricht heute gutes Wetter. Aufgrund der Zeitersparnis gönnen wir uns die Hinauffahrt mit der Gondel zur Boéseehütte (2198 m). Dort angekommen checken wir gleich weiter beim Vallonsessellift ein, der uns völlig unproblematisch über eine steile Schotterpiste hinweg, hinauf auf 2537 m befördert (diesen steilen Weg habe ich bereits 2003 schon einmal erwandert und es war absolut nicht lohnenswert! Daran hat sich leider auch nichts geändert, wie ich feststellen musste). Auf dem großen Plateau an der Bergstation (2537 m) zweigen zwei Wanderwege, einer Richtung Piz Boé und einer Richtung Boéseekofel (Piz da Lech) ab. Wir folgen der Beschilderung zum Piz da Lech. Schon jetzt können wir zu unserer Einstiegswand hinauf blicken, die durch einen kurzen Anstieg zu erreichen ist.

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An der Bergstation des Sessellifts angekommen schaut man direkt auf den Steig

Boeseekofel Klettersteig

Der Klettersteig in der Übersicht

Die Kulisse ist wieder einmal beeindruckend. Blicken wir uns um, so sehen wir im Schattenspiel der Wolken den Sas Songher (2665 m), den Heiligkreuzkofel (2907 m) sowie den Lagazoui (2778 m). In der Ferne sind außerdem die Tofana und ganz klein auch die Cinque Torri erkennbar. Es geht weiter. In einer halben Stunde erreichen wir den Einstieg des Klettersteiges. Jetzt ist es 9:30 Uhr. Wir sind alleine und die Ersten. Jedoch beobachten wir, wie sich eine kleine Menschengruppe zu uns den Schotterweg hinauf schiebt. Wir rödeln an und zack sind wir auch schon in der Wand!

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Auf dem Weg zu den ersten Versicherungen in einer kleinen Rinne

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Die ersten Meter des Steiges führen über grobblockiges aber relativ einfaches Gelände

Es wird warm und das Wetter bleibt schön. Ich gehe als erste, Michael, immer bei mir, folgt. Zunächst gilt es die Einstiegspassage zu überwinden, stets an einem super, neuen Drahtseil entlang. Es sind reichlich gute Tritte in der Wand zu finden, die einem das Aufsteigen erleichtern. Das Gelände erfordert einen Wechsel aus ziehen, steigen, stemmen und klettern. Auf eine leichtere Stelle folgt wieder eine etwas anspruchsvollere, die auch wiederum ausgesetzter ist. Es geht hinauf durch Rinnen und Kamine, die gut zu klettern sind (auch für Nichtkletterer), da man immer gut gegenüber antreten kann.

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Am Ende der Einstiegsrinne führt der Steig nach rechts hinüber zu einem Pfeiler, dem er dann bis zum Ende folgt

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Zwischendurch müssen immer wieder kurze, steile Stellen bewält werden

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In einer der unzähligen Rinnen

Ich erinnere mich an meine Begehung des Klettersteigs 2003 und stelle fest, dass sich die Seilführung, im Vergleich zu damals, etwas verändert hat. Wahrscheinlich wurde diese dem sich verändernden Gestein besser angepasst. Hier und da sind noch die alten Stahlseilreste und Halterungen zu sehen. Jedoch sind manche Klettersteigstellen von der Wegführung unverändert geblieben, lediglich das Drahtseil ist gegen ein neues ausgetauscht worden.

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Eine der leichteren Passagen

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Rechtsquerung über eine glatte Platte. Die allgemeine Richtung ‚rechts‘ wird bis zu dem Leiterabschnitt relativ konstant beibehalten

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Nach meinem Empfinden die Schlüsselstelle des Steigs: Eine senkrechte, glatte und recht trittarme Wand, die nahzu ohne Steighilfen überwunden werden muss

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Am Ende der Passage befindet sich eine Plattform, auf der man eindrucksvolle Fotos schiessen kann

Der ganze Steig ist durchgehend mit einem Drahtseil gesichert, ehe man im oberen Drittel, kurz vor dem Ausstieg über zwei längere Leitern eine fast senkrechte Wand überwinden muss. An dieser Stelle wird es noch einmal sehr luftig!!! Doch mit der nötigen Ruhe schafft man auch diese Stelle, da man sich auch hier durchgehend am mitlaufenden Drahtseil sichern kann. Oben angekommen, steigt man auf einer kleinen Plattform aus Kies und Geröll aus. Durchschnaufen und erstmal die Sicht genießen!!! Herrlich. 11:30 Uhr.

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Kurz vor der Leiterpassage steigt man auf einen flachen Abschnitt aus

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Der Absatz von oben gesehen

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Die erste Leiter

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Die zweite Leiter

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Der Leiterabschnitt aus der Entfernung

249Beim Ausstieg des Klettersteigs geniesst man eine tolle Sicht auf den nahen Piz Boé (3152 m)

Das Klettersteiggerödel kann man dieser Stelle ablegen, denn von hier ab geht es noch zu Fuß ca. eine ½ Stunde im Zick Zack über Kies und Geröll einen kleinen Wanderweg hinauf zum Gipfel. Allerdings gilt es beim Abstieg noch eine kleine, kurze Kletterstelle an einer Leiter zu überwinden. 12:00 Uhr; wir genießen unser Gipfelglück. Mit uns ist nur ein Mann hier oben, der vermutlich den Abstiegsweg hinauf gewandert ist. Das Wetter hält und wir genießen das Panorama bis hinüber zur Civetta. Alle drei Tofanen tragen leichte Schneehäubchen und am Piz Boé – Gipfel ist die Hölle los! Wir vespern hier oben und beginnen kurz vor 12:30 Uhr den Abstieg. Zunächst klettert man eine leichte Stelle über sicheres Blockgelände ab, ehe man direkt auf den Wanderweg/Abstiegsweg gelangt. Dieser schlängelt sich über Kies und loses Geröll den Bergrücken hinunter in eine Senke. Damals (2003) kam mir der Weg kürzer vor. Wahrscheinlich weil wir ihn in Windeseile, vom Gewitter getrieben, Hals über Kopf hinunter rannten. Dennoch sind Aufmerksamkeit, Trittsicherheit und gute Wanderschuhe absolut erforderlich. In der Senke angekommen, ist es nicht mehr weit zur Vallon-Liftstation, die man schon erkennen kann und allmählich kommen uns auch Wanderer entgegen, die diesen Weg als Aufstiegsweg nehmen. Und auch das rege Treiben auf den Wiesen rund um die Liftstation hat deutlich zugenommen. Den letzten etwas steilen Abbruch ca. 4 m hoch, klettert man an einer sicheren Leiter zum Wanderweg ab. Wer unsicher ist, klinkt besser sein Klettersteiggeschirr ein. Aber auch diese Stelle ist unproblematisch zu machen, da es nicht ausgesetzt ist.

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Eine letzte Leiter gilt es im Abstieg noch zu bewältigen

Von jetzt an folgt man auf gutem Wanderweg der Markierung retoure zur Vallon-Liftstation. Sanft lassen wir uns vom Sessellift und dann weiter von der Boé-Bahn ins Tal befördern. Aus Kletterersicht ist der Boéseekofel-Klettersteig nicht sonderlich schwierig, da man viele Kletterbewegungen schon vom Klettern her kennt und dementsprechend trainiert ist. Jedoch gilt wieder eine Devise: Je mehr Kraft in den Armen, desto leichter wird der Steig! Begeht man den Klettersteig, ohne klettertechnische Vorkenntnisse, Kraftreserven oder Techniken, wird dieser Steig jedoch stellenweise anspruchsvoll. Es empfiehlt sich daher bei ungeübteren Gipfelstürmern ein kurzes Hilfsseil mitzuführen, damit man auch schwierigere, senkrechte Stellen sicher überwinden kann.

Ab Vallon-Bergstation: ½ Stunde Zustieg zum Einstieg des Klettersteigs

Gehzeit für den Steig: 2 ½ Stunden

Klettersteigausstieg bis Gipfel: ½ Stunde

Absteig zu Vallon-Sessellift: ¾ Stunde

Geht man von Corvara aus und fährt man keine der beiden Bahnen, erhöht sich natürlich die Zustiegszeit erheblich, was man bei der Planung berücksichtigen sollte. Zusätzlich sind es dann noch mal ca. 600 Hm.

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