Rimpfischhorn N-Grat

Von Zermatt aus gesehen fällt das Rimpfischhorn durch seine ungewöhnliche Gestalt auf. Verantwortlich dafür ist „der wie der Kamm eines vorzeitlichen Riesenreptils gezackte Gipfelgrat“ (Goedecke – 4000er. Die Normalwege auf alle Viertausender der Alpen, 2010), den man in einer wahrhaft grandiosen Tour vollständig überschreiten kann. Der Gipfel wird dabei zunächst über den Normalweg von der Fluhalp erreicht und nach der Überschreitung zur Täschalp abgestiegen. Eine Tour, bei der der vollständige Alpinist gefragt ist – das sichere Begehen von Eis- und Firnflanken will hier genauso beherrscht sein wie die hochalpine Felskletterei. Trotzdem kommt nie der Charakter ganz ernster Touren auf, man kann und darf also in vollen Zügen genießen. Natürlich ist die Tour auch in umgekehrter Richtung möglich, man verpasst aber dabei die anregende Kletterei am großen Gendarmen.

Erstbegehung: G.A. Passingham, Ferdinand Imseng und Ludwig Zurbriggen; Sommer 1878

Ausgangspunkt: Hotel Fluhalp (2618 m). Zu erreichen von der Sation Blauherd in einer ¾ Std. oder von Zermatt in 3 Std.

Länge: ↑ Fluhalp – Rimpfischhorn: 5 Std. (1581 mH)

↓ N-Grat bis großer Gendarm: 1 ¾ – 2 Std. (91 mH)

↓ großer Gendarm – Täschalp: 3 Std. (1903 mH)

Schwierigkeit: AD, IV+ (bei direkter Überkletterung des Gendarmen, ansonsten III)

Abstieg: Vom großen Gendarmen über den Mellichgletscher und dann über einen Pfad hinab zur Täschhütte und weiter zur Täschalp (3 Std.). Von hier besteht die Möglichkeit mit dem eigenen PKW oder einem Taxi (50 CHF) nach Täsch bzw. Zermatt zurückzukehren.

Weitere Routen: SO-Grat und SO-Flanke; AD, III
NW-Flanke; AD, 55°

Tipp/ Planung: Der Aufbruch von der Fluhalp sollte zwischen 3 und 3.30 Uhr erfolgen, dann ist man gegen 8 – 8.30 Uhr auf dem Gipfel. Ein (keineswegs leichter) Notabstieg bei einem Schlechtwettereinbruch führt über die NW-Flanke; man erreicht so den Mellichgletscher, über den man dann wahlweise zur Täschhütte oder zur Fluhalp absteigen kann.

Da wir an diesem Tag schon die beiden Monte Rosa Gipfel bestiegen hatten gönnten wir uns die Seilbahnfahrt nach Blauherd. Von dort wanderten wir gemütlich in einer ¾ Std. zur Fluhalp (2618 m). Nach einem wahrhaft königlichen Abendessen (Pangasiusfilet mit Fettuccine und Spinat – die Fluhalp ist für ihre gute Küche bekannt und das zu recht…) liegen wir um 20.15 Uhr im Bett.

Tagwache um 2.30 Uhr, Aufbruch um 3.15 Uhr. Es ist Vollmond und die Nacht sternenklar, dabei ist es noch so warm, dass wir die Jacken im Rucksack lassen. Es geht nun über einen guten Pfad direkt dem Rimpfischhorn entgegen. Nach kurzer Zeit erreichen wir einen kleinen See, an dem unser Weg, der uns zunächst zum Sattel der Pfulwe führen wird, abzweigt. Der Weg steigt hier über grobblockiges Gelände immer schräg hinauf an und ist durchgehend mit weißen Strichen markiert. Als wir den Pfulwesattel (3155 m) erreichen, wird es bereits hell.

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Blick von der „Plattform“ (s. unten) hinüber zum Weishorn

Man kann von hier die rechterhand (östlich) liegende Spitze der Pfulwe direkt überklettern, oder sie auf ihrer Nordflanke in einem Linksbogen umgehen. Wir entschieden uns für letzteres und traversierten am Hang entlang in nördlicher Richtung. Kurz vor Betreten des Längfluhgletschers erreichten wir eine Plattform, an der wir die Steigeisen anlegten. Dann ging es den Gletscher, der dort eine Art Halbröhre beschreibt hinauf, um den Grat hinter der Spitze der Pfulwe zu gewinnen. Wir folgen dem Grat zunächst auf seiner in Richtung Rimpfischhorn rechten (südlichen) Seite, später gehen wir auf der breiten Schneide. So erreichen wir schließlich den ca. 200 m hohen, felsigen Aufschwung des Rimpfischsattels (4001 m).

 Rimpfischhorn - Pfulwe

Die Umgehung der Pfulwe, gesehen von kurz oberhalb der Täschhütte

Über Steigspuren geht es vorerst direkt auf dem markanten Grat, im oberen Drittel dann etwas rechts davon, hinauf. Oben angekommen ragt der mächtige Gipfelaufbau direkt über uns auf. Direkt fällt einem schon das Schneecouloir ins Auge, welches als nächstes verfolgt werden muss. Wir steigen bis in ½ Höhe darin auf und queren dann ca. 15 m nach links in die Felsen, um dort über eine Rippe weiter aufzusteigen (überall Abseilstellen vorhanden). Nach einer abschließenden, genussvoll zu erkletternden Platte (II+) stehen wir auf dem Vorgipfel. Von hier aus leitet ein kurzer Grat hinüber zum Hauptgipfel (4199 m). Wir machen eine ¼ Std. Rast, dann geht es weiter, denn der Weg ist noch weit.

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Der wildgezackte Nordgrat, gesehen vom Gipfel. Gut erkennbar ist der große Gendarm, der den Abschluss des Grates bildet. Im Hintergrund das Allalinhorn, in der Tiefe (nicht sichtbar) der Allalinpass

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Grandioser Blick auf die Mischabelgruppe, davor der gewaltige Brocken des Alphubels

Kurz unterhalb des Gipfels befindet sich eine Abseilstelle, über die der folgende, 12 m hohe Absatz bequem überwunden werden kann. Danach folgen wir dem Grat stets direkt an seiner Kante und überklettern sämtliche Türme, wobei gerade die Überkletterungen auf der rechten (östlichen) Seite besonders eindrucksvoll sind: 500 m fällt die Wand hier nahezu senkrecht in die Tiefe! Das letzte Hindernis bildet der am Ende des N-Grates gelegene große Gendarm. Laut SAC-Führer kann man ihn etwas leichter über einen westseitig gelegenen Kamin oder etwas schwieriger direkt an der dem N-Grat zugewendeten Kante erklettern. Wir entschieden uns für letzteres, weil die Kante gut mit Griffen ausgestattet ist und darüber hinaus auch eine eindrucksvolle Kletterei bietet. Auch sah die Querung hinüber zu dem Kamin nicht wirklich verlockend aus. Von dem Stand, den wir am Fuße des Gendarmen bauten ging es zuerst 2-3 m gerade hinauf und dann nach rechts um die Ecke. Hier etwa 5 m gerade hinauf, dann nach links zum Stand direkt auf der Kante (IV+). Die 2. SL führt nun stets links an der Kante entlang auf den Gipfel (III+). Vom Gipfel erreicht man nach weiteren 50 m felsigem Gelände endgültig den Firn des Mellichgletschers. Jetzt folgen wir einfach nur noch dem Firngrat, bis er sich über eine breite Schneeflanke im Gletscher verliert. Von hier in einem weiten Linksbogen, den Allalinpass rechts liegen lassend zum Ende des Gletschers.

 Rimpfischhorn Gipfel

Der N-Grat in der Übersicht

Dort folgen wir einem mit Steinmännern markierten Pfad (teilweise schon sehr zugewachsen und schwer zu finden), der hinab zur Täschhütte leitet. Von dort erreichten wir über den Hüttenweg rasch die Täschalp; Simon hatte während unseres Abstiegs bereits ein Taxi gerufen, mit dem wir von dort aus schnell wieder nach Zermatt zurückkehren können.

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