Santnerpass Klettersteig

Der Santnerpass-Steig ist für mich das Paradebeispiel eines klassischen Dolomiten-Klettersteigs: Steighilfen sind nur da angebracht, wo es unbedingt nötig ist und leichte Passagen müssen auch schon einmal seilfrei überwunden werden. Dies macht den Steig deshalb aber nicht gefährlicher – im Gegenteil: Wer darum weiß, der wird sich nur an Steige wagen, denen er gewachsen ist und das bisschen mehr an „Abenteuer“ erhöht das Gesamterlebnis beträchtlich! Darüber hinaus ist der Santnerpass-Steig aber auch einfach nur schön: Sich durch die W-Wand des Baumannkammes und der Rosengartenspitze windend, immer der natürlich vorgegebenen Linie einer Rinne folgend erreicht man schließlich das Gartl, wobei das Auge natürlich sofort an den schlanken Vajolettürmen hängen bleibt, die diesen Kessel nördlich begrenzen. Alles in allem ein Klettersteig, den jeder Klettersteiggeher einmal gemacht haben muss!

 

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Frühmorgendliche Wolkenbilder an der Kölner Hütte

Los geht’s!

Wir parken das Auto auf dem Parkplatz der Frommeralm (1743 m) und nehmen den Sessellift „König Laurin“ (12 € retour pro Person), um zur Kölner Hütte (2339 m) zu gelangen. Direkt hinter der Hütte geht es gerade hinauf, direkt auf den nahen Baumannkamm zu. Nach etwa 15 Minuten zweigt der Weg zum Santnerpass (Nr. 542) an einer Gabelung nach links ab. Der Pfad führt jetzt parallel zum Kamm, immer leicht ansteigend den Hang entlang. Dabei rückt bald die W-Wand der Rosengartenspitze ins Bild, in der gut die schräg aufwärts verlaufende Rinne, der der Steig im weiteren Verlauf folgen wird, zu erkennen ist. Nach ca. ½ Std. ist der Einstieg erreicht.

 Santnerpass Klettersteig

Übersicht über den Steig

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Rückblick zur Kölner Hütte. Der Zustieg zum Klettersteig verläuft in dem Geröllfeld oberhalb der Felsstufe direkt an der Hütte

Wir legen das Klettersteiggerödel an und gehen los. Die erste Hälfte des Steigs verläuft größtenteils über Schrofen und kleine Felsstufen, der zweite Teil folgt dann der erwähnten Rinne. Steighilfen gibt es praktisch keine, sind aber auch nicht nötig – der Weg ist an keiner Stelle besonders schwer. Auch ein Drahtseil fehlt größtenteils, nur 1-2 Stellen und der Ausstieg sind versichert.

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Originelle Stelle im Mittelteil

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Die Linie ist vorgegeben

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Oben verläuft der Steig größtenteils durch eine tief eingeschnittene Rinne

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Der Santnerpass mit der Santnerpasshütte

Am Santnerpass (2734 m) windet es stark, sodass wir uns hier nicht besonders lange aufhalten und gleich zur, am Fuße der Vajolettürme gelegenen, Gartlhütte (2621 m) weiterlaufen. Von hier führt ein steiler, unangenehmer Weg in einer ¾ Std. hinab zur Vajolethütte (2243 m). Hier ist einiges los, vor allem viele Familien mit Kindern besuchen, vom Vajolettal und der Gardecciahütte kommend, diesen schönen Flecken.

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Traumhaft: Die Gartlhütte ist direkt am Fuße der Vajolettürme gelegen

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Die Vajolettürme. Von links nach rechts: Delagoturm (2790 m), Stabelerturm (2805 m) und Winklerturm (2800 m)

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Von der Gartlhütte geht es ordentlich steil ca. 400 mH hinab zur Vajolethütte

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Die urige Vajolethütte ist Kulminations- und Treffpunkt von Kletterern, Wanderern und Familien gleichermaßen

Wir setzen uns etwas abseits des Getummels ins Gras und verzehren gemütlich unsere Brote. Dabei wandert der Blick bereits immer wieder hinüber zum Tschager Joch, welches den Übergang zurück zur Kölner Hütte vermittelt. Nach 20 Minuten brechen wir wieder auf, denn die Hälfte des Weges liegt noch vor uns.

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In der Ferne grüßt die Marmolada mit ihrer gewaltigen Südwand

Tschager Joch

Der weitere Weg führt von der Vajolethütte hinauf zum Tschager Joch (gelber Weg). Alternativ kann man auch weiter zum Cigolade-Pass wandern (roter Weg) und dabei das gesamte Rosengartenmassiv via Rotwand- und Paolinahütte umrunden

Zunächst ein paar Kehren die Straße zum Rif. Gardeccia hinab, dann geht es rechts ab auf den Weg Nr. 541. Nachdem ein kleiner Felsaufschwung überwunden ist geht es stetig bergan dem Joch entgegen. Kurz davor lässt die Steigung des Weges etwas nach, nur um dann noch einmal so richtig zum Joch hinauf zuzunehmen. Ein steiles Geröllfeld wird von links nach rechts aufwärts traversiert und mündet direkt in die, an ihrer schmalsten Stelle gerade einmal einen Meter breite Scharte des Tschager Jochs (2630 m).

Der letzte Teil des Anstiegs will noch einmal hart erarbeitet sein

Das Joch bietet an seiner schmalsten Stelle gerade Platz genug für eine Person

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Der Abstieg vom Tschager Joch ist zwar ordentlich steil, aber dann doch nicht so schlimm wie es von oben aussieht

Von hier aus scheint der weitere Weg zur Kölner Hütte geradezu senkrecht abzustürzen, entpuppt sich aber dann als gar nicht so schlimm. Steil ist es zwar, doch der Weg ist gut befestigt und durch einige Holzleitern und Stahlseile entschärft. Gegen 15.30 Uhr erreichen wir die Hütte und schweben gemächlich mit dem Sessellift zu Tale.

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