Watzmannüberschreitung
Lange, alpine Tour am Drahtseil über die Watzmannfamilie ohne Seilbahn
Tourverlauf:
- Tag:
Ortteil Hammerstiel in Berchtesgarden (697 m) – Grünsteinhaus (1220 m) – Kührointhütte (1403) – Watzmannhaus (1930 m)
- Tag:
Hocheck (2651 m) – Mittelspitze (2713 m) – Südspitze (2712 m) – Wimmbachgrieshütte (1375 m) – Wimmbachklamm (620 m) – Berchtesgarden (572 m)
Alles begann am 18.7.08. Um ca. 14 Uhr ging es zu Fuß ab Hammerstiel (697 m) am Waldrand bei bedecktem Himmel los. Alles ist nass, denn zuvor hatte es geregnet. Doch wir vertrauten auf die Wettervorhersage, denn diese war gut und stabil gemeldet. Zuerst durch Wald auf gutem Weg stets steil hinauf dem Grünsteinhaus (1220 m) entgegen. Wir geraten jetzt schon ins Schwitzen. Der Weg ist Wechselspiel zwischen Wald und Wiese, mal steil und mal flach. Im Wald auf einer tollen Aufsichtsplattform erreichen wir schließlich das Grünsteinhaus.
Auf dem Weg zum Grünsteinhaus
Zuletzt geht es über eine breite Schotterstraße
Das Grünsteinhaus
Doch rasch lassen wir dieses hinter uns und gehen unseren Weg weiter. Dieser wird nun anspruchsvoller mit hohen Stufen, teilweise ausgesetzt, aber lockeren Drahtseilen als kleine Hilfe gesichert. Wir sind gut drauf und erreichen die Kührointalm auf 1403 m. Mittlerweile ist es 16:00 Uhr. Von hier aus können wir auch schon das Watzmannhaus auf 1930 m sehen. Es scheint greifbar nah, doch der Weg lehrte uns anderes!
Der Weg vom Grünsteinhaus verläuft zunächst über eine Art Grat, später jedoch wieder einfach über eine Straße
Blick von der Kührointalm hinauf zum Watzmannhaus (auf dem Absatz rechts der Kirchturmspitze)
Kührointalm (1403 m)
Bis jetzt sind wir ganz alleine unterwegs, was wohl auch am Wetter liegen könnte. Der Weg zum Watzmannhaus zieht sich noch mal über 2 Std. hinaus und 500 Hm. So langsam macht sich auch die Baumgrenze bemerkbar. Dennoch erreichen wir um 18:15 Uhr das Watzmannhaus auf 1930 m. Der Himmel hat sich etwas aufgetan und wir erleben eine tolle Abendstimmung hier oben. Der Gastraum ist brechend voll zum Abendessen…doch wir bekommen noch ein Plätzchen. Und wir haben Glück und haben eine ganze Schlafkoje für uns 3 alleine.
Nach der Kührointalm wird der Weg wieder steiler und ist teilweise über kurze Strecken mit Drahtseilen versichert
Der letzte Hang zum Watzmannhaus ist dann wieder unproblematisch
Das Watzmannhaus (1930 m) befindet sich auf einem Absatz direkt an der N-Flanke des Hochecks
Am nächsten Tag geht’s früh weiter. Noch verhüllt Nebel die klare, versprochene Sicht, als wir zum Hocheck (2651 m) aufsteigen. Mit uns ist noch eine ganze Herde anderer Bergsteiger unterwegs. Trotzdem geht es ruhig zu und wir können den Stoßtrupp rasch hinter uns lassen. Zunächst auf gutem Wanderweg ein Stück eben, doch schon bald geht es steiler bergan auf gut sichtbarem Schotterweg. Allmähich verzieht sich auch der Nebel und die Sicht wird frei. Zum Hocheck 2651 m haben wir etwa 2 ½ St. gebraucht. Dennoch gilt es ca. 700 Hm zu überwinden. Es ist 7:00 Uhr. Der Weg ist nie schwer und auch wenig ausgesetzt. Er zieht in vielen Schleifen die schottrig-schrofige Nordflanke des Hochecks hinauf, nur der letzte Abschnitt führt direkt an den Gipfelgrat. Für viele endet nun hier der Weg und mit uns gehen nur wenige weiter in Richtung Mittelspitze.
Der Anstiegsweg vom Watzmannhaus zum Hocheck
Stimmungsvoller Sonnenaufgang über Berchtesgarden
Es ist viel los in der N-Flanke des Hocheck
Der oberste Abschnitt des Wegs führt am Gipfelgrat entlang
Der Weg gestaltet sich nun schlagartig ausgesetzt, hochalpin, geröllig und teilweise am Drahtseil entlang. Sicherheitshalber rödeln wir unser Klettersteigzeug an. Wir traversieren am Grat entlang in munterem auf und nieder hinüber zur Mittelspitze, die man schon vom Hocheck sehen kann. Es ist herrlich zu gehen. Hier und da leichte Kletterei. Steilere Abschnitte, vor allem solche die im Abstieg zu begehen sind, sind häufig mit Drahtseilen versichert. Alles kein Problem.
Unterwegs zur Mittelspitze: Manche Passagen sind auch drahtseilversichert
Mittlerweile hat das Wetter aufgeklart
Die letzten Meter zur Mittelspitze
Watzmann Mittelspitze (2713 m, höchster Punkt)
Wenn es um Futter geht vergessen die Dohlen jegliche Vorsicht
Und weiter auf dem ausgesetzten Grat bzw. am Drahtseil entlang in etwa 2 ½ St. zur Südspitze 2712 m hinüber. 13:30 Uhr. Wir machen Rast am höchsten Punkt und Vespern. Wir sind so gut wie alleine hier oben. Anschließend erfolgt der Abstieg, für den wir das Klettersteigzeug nicht mehr benötigen. Also verstauen wir es im Rucksack.
Der Gratteil Mittelspitze – Südspitze
Zunächst muss ein wenig abgestiegen werden
Der Abschnitt zur Südspitze ist wohl der alpinste Teil der Überschreitung (nicht zu vergessen der Abstieg)
Der Weg ist mit einem roten Punkt auf weißem Grund markiert
Tiefblicke: Das 1300 m tiefer gelegene Wimmbachgries
Aussichtsreiche Rast. Unten der Königssee mit St. Bartholomä
Frohen Mutes klettern wir die ersten Meter in ganz leichtem Gelände ab. Es erfolgt ein Wechsel aus Geh –und leichtem Klettergelände, das zu überwinden ist. Schon bald geht es gänzlich in steiles Gehgelände über, so dass Stöcke nun ganz hilfreich wären! Das größte Problem in diesem Abschnitt stellt der mit feinem Geröll bedeckte Fels dar, auf dem ein zu unvorsichtig gesetzter Fuß rasch ausgleiten kann. Nach dem felsigen Teil folgt ein Geröllfeld, das ebenfalls noch einmal besondere Aufmerksamkeit verlangt. Nach 2 ½ Std. erreichen wir dann wieder den Wanderweg, der bergab zur Wimmbachgrieshütte (1375m) führt.
Das Geröllfeld nach dem felsigen Teil. Etwas unterhalb davon fliesst ein Bach, bei dem die leere Trinkflasche wieder aufgefüllt werden kann
Rückblick zur Westflanke, über die der Abstieg verläuft
In einem ausgetrockneten, öden Flussbett geht es 3 Std. dahin. Als wir endlich die Hütte erreichen, sind wir bereits über 10 Std. unterwegs! Dort ist richtig etwas los. Es ist 16:30 Uhr und wir machen eine kleine Rast, abseits der Hütte. Vor uns liegen immer noch 3 weitere Stunden Weg bis zur Wimmbachklamm (620 m). Wir spüren unsere Füße und Beine, die müde werden! Der nunmehr breite und einfach zu begehende Weg zieht sich gewaltig (ab erreichen des Wimmbachgrieses sind es noch ca. 6 km bis nach Berchtesgarden) Das letzte Drittel des Weges liegt wieder im Wald, führt sanft bergab und mündet schließlich wieder in den Ort Berchtesgaden, wo uns Hiltrud schon mit dem Auto erwartet. 19:30 Uhr, wir haben es geschafft, nach 13 Stunden! Froh und erschöpft lassen wir uns in das erstbeste Gasthaus zum Essen nieder, ehe wir dann in unsere Pension, wenige Autominuten entfernt in die Kissen sinken. Muskelkater und Blutergüsse lassen grüßen!!
0 Comments