Piz Boé via Vallon Klettersteig
Leichter Klettersteig in Kombination mit einer Wandertour im oberen Teil auf den Piz Boé (3152 m).
Übersicht über den Steig
15°C, Sonnenschein, keine Wolke ist am Himmel. 9:30 Uhr; wir sind in Corvara auf dem Parkplatz der Boé – Bahn (Munt de Gran Val). Und schon sitzen wir in der Bahn, die uns hinauf zum Crep de Munt bringt. Von dort aus steigen wir um in den Sessellift bis zu Le Valun – Bergstation. Wir ersparen uns den mühsamen Aufstieg von 600 Hm über eine Schotterpiste, denn unsere Tour wird noch lang genug und anstrengend werden! Zuerst genießen wir wie immer das herrliche Panorama mit dem Sas Songher (2665 m), den Heiligkreuzkofel (2907 m) sowie den Lagazoui (2778 m). Und ganz in der Ferne sind auch die Tofana und ganz klein die Cinque Torri erkennbar. Noch immer keine Wolke am Himmel, herrlich. Mit uns sind auch schon andere Leute unterwegs. Aber es verläuft sich alles recht schnell in alle Himmelsrichtungen, denn die Wegweiser sind nicht zu übersehen; Franz – Kostner Hütte, Neuner, Zehner, Boéseekofel mit Klettersteig, Abstieg nach Corvara oder Arabba, bis hin zum Pordoijoch usw.
Blick in den Vallonkessel. An der niedrigsten Stelle der Steilwand direkt am Talschluss verläuft der Klettersteig
Wir halten uns an die Beschilderung Piz Poé via Vallon, es ist 10:15 Uhr. Der kurze Wanderweg zum Einstieg des Klettersteigs ist schön, aber im letzten Teil steil und hin und wieder sind noch kleinere Schneefelder an den schattigen Stellen vorhanden, die man überwinden muss. Schon bald stellen wir fest, dass aufgrund des schneereichen und langen Winters noch recht viel Restschnee vorhanden ist. Am Einstieg rödeln wir an. Auch um an das Drahtseil zu gelangen, müssen wieder durch ein Schneefeld. Na das kann ja heiter werden! Ich bin jetzt schon auf den Abstieg gespannt. Der Steig ist nicht schwer, toll zu machen und bestens abgesichert. Auch von der Ausgesetztheit nicht schlimm. Dennoch sollte man schwindelfrei sein.
Der Einstieg führt zunächst über relativ einfaches Gelände
Insgesamt bewegt man sich auf dem Steig, meist über Bänder, immer schräg nach rechts hinüber
Auf einem Absatz, kurz vor der Brücke
Zwischendurch überquert man eine kleine, gut gesicherte Brücke. Wir sind nun ganz alleine hier und auf der Sonnenseite. Wir genießen den Steig, denn er ist nicht besonders lang (¾ Stunde). Währenddessen begleitet einen das gluckern und rauschen des Tauwassers, das zwischendrin als Rinnsal den Fels hinab läuft. Der Ausstieg mündet auf einem Wanderweg, der uns weiter Richtung Piz Boé bringt, 11:45Uhr.
Prunkstück des Klettersteigs ist natürlich die kurze Hängebrücke über einen Wasserfall
Immer wieder wandert der Blick hinüber zu den drei Tofanen. Ganz klein ist außerdem die Bergstation des Sesselliftes zu erkennen
Die letzten Meter vor dem Ausstieg wollen noch einmal verdient sein: Direkt nach der Brücke kommt die Schlüsselstelle in Form einer fast senkrechten Wand (C)
Wir packen das Klettersteiggerödel weg und holen stattdessen unsere Stöcke hervor, denn jetzt wird’s steil! Wir sehen auch schon unser Ziel, das Häuschen auf dem Gipfel. Der Weg führt zunächst auf einem breiten Grat entlang, der wiederum einen Tiefblick auf die andere Seite Richtung Boéseekofel gewährt. Anschließend folgt ein keiner Zwischenabstieg bis dieser nahtlos in den Gegenanstieg führt und steil bis zum Schluss in Serpentinen auf den Gipfel hinauf führt! Anstrengend! 14 Uhr. Wir haben es geschafft und erreichen den Gipfel des Piz Boé (3152 m) mit dem Rif. Capanna Fassa (Fassahütte).
Ankunft auf dem Boé Gipfel (3152 m)
Von hier oben geniesst man eine prächtige Sicht auf die nahe Marmolada. Davor (grüner Kamm): Der Bech da Mesdi, über den der Trincee Klettersteig verläuft
Wir suchen uns ein Plätzchen zum Vespern. Das ist gar nicht so einfach, bei dem Trubel hier oben. Unfassbar! Und auch die Dolen haben sich zahlreich versammelt! Wir haben beste Sicht auf das tolle Panorama bei so einem Kaiserwetter! Uns winkt die Marmolada (3343 m), die Tofana mit ihren 3000er Gipfeln, der schöne Heiligkreuzkofel (2907 m) mit der Conturinesspitze, der Col Rodella, der eindrucksvolle Monte Cristallo (3221 m) in der Ferne, die Puezgruppe, das Sellajoch (2244 m), Pordoijoch (2239 m), das Grödnerjoch (2121 m) sowie der markante Nuvolau (2574 m) und Averau (2649 m) und die Cinque Torre. Gegen 14:15 Uhr machen wir uns an den Abstieg mit etwas müden Beinen. Wir suchen den Abstiegsweg via Lichtenfelser Klettersteig und finden eine Markierung. Die einzige weit und breit, also folgen wir dieser. Es geht steil bergab und man muss gut aufpassen. Etwas weiter unten auf dem ersten Sockel angekommen, blicken wir kurz zurück, folgen dann aber immer weiter der Markierung abwärts, bis wir auf ein weiteres Plateau kommen. Wir halten uns rechts und stehen schließlich vor einem unberührten Schneefeld in einem steilen Kamin! Unsere Markierung zeigt jedoch da hinunter. Wir sind ganz allein und überlegen kurz. Schließlich werfen wir doch einen Blick in die Karte und stellen fest, dass wir über diesen Weg den Lichtenfelser Klettersteig im Abstieg nie erreichen werden, da wir schon oben ab dem Gipfel einen anderen Weg hätten nehmen müssen. Zudem stimmen die Wegmarkierungen mit unseren alten Karten (1998) nicht mehr überein. Wir sind also falsch. Okay. So ist es nun mal. Umkehren und wieder aufsteigen – keine Lust!!! Plötzlich schließt ein älteres Ehepaar zu uns auf und schaut zu, wie wir dieses steile Schneefeld hinunter krabbeln.
Diese steile Rinne mit ihrem Altschneefeld trieb uns den Schweiß auf die Stirn (wie immer kommt die Steilheit auf dem Foto nicht wirklich heraus…)
Wer da ins Rutschen gerät, den hält nichts und niemand auf. Alles warten hilft ja nichts. Runter müssen wir so oder so und einen anderen Weg, um diese Stelle zu umgehen gibt es nicht. Also beschließt Michael zuerst zu gehen. Halb rutschend, halb kletternd steigt er nun rückwärts, mal seitwärts das Schneefeld ab und versucht dabei halbwegs Stufen in den Schnee zu kratzen. Ich folge langsam als er unten angekommen ist und bin sehr dankbar für die Stufen. Meine Güte, es war wirklich sehr steil! Wir sehen kurz nach dem älteren Ehepaar, das auch sichtlich dankbar für die Stufen ist und uns nachsteigt. Unten angekommen geht es links ab auf leicht abfallendem Weg Richtung Franz – Kostner – Hütte.
Als Ausgleich für den überstandenen Schrecken folgt zuletzt noch einmal ein bequemer und sehr aussichtsreicher Höhenweg
Wir laufen den Wanderweg wie auf einer Galerie! Herrlich. Zu unserer rechten Seite begleitet uns die herrliche Bergkulisse. Ständig müssen wir stehen bleiben um zu schauen. 15:45 Uhr erreichen wir schließlich die Franz – Kostner – Hütte, checken am Vallon – Sessellift zur Talfahrt ein und lassen uns sanft nach Corvara ins Tal hinabbefördern. Eine tolle Tour mit unerwartetem Abstieg. Sehr lohnenswert.
Gesamtgehzeit: 5 ¼
Ab Vallonlift Bergstation bis Einstieg Vallon-Klettersteig: ¾ Stunde
Klettersteig: ¾ Stunde
Ausstieg bis Piz Boé – Gipfel: 2 ¼ Stunden
Abstieg Gipfel bis Vallon – Berstation: 1 ½ Stunde
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