Pik Lenin von A-Z

Basislager und vorgeschobenes Basislager

Hier sind bei allen Anbietern geräumige Zelte fertig aufgebaut vorhanden, weiterhin ein Esszelt mit Stromanschluss (oder eine Jurte), ein Küchenzelt, oft ein Duschzelt und ein Saunazelt. Mahlzeiten gibt es dreimal täglich, diese sind äußerst reichhaltig (zumindest bei Tien Shan Travel; bei Ak-sai sollen sie wohl weniger üppig ausgefallen sein). Wir sind bei Tien Shan Travel im ABC mit Funkgeräten ausgestattet worden; deren Frequenz war nicht kompatibel mit den von uns aus Deutschland mitgebrachten Funkgeräten (Stabo Freecomm 650)

Bergwetter

Unter folgenden Adressen ist eine professionelle, kostenpflichtige Wetterprognose für Expeditionen erhältlich: http://expeditionweather.info/ (Österreich), https://www.zamg.ac.at/cms/de/produkte/wetter/spezialprognosen/expeditionswetter (Schweiz). Kostenlos gibt es das Ganze unter http://www.mountain-forecast.com/, allerdings haben die Prognosen dort nur eine geringe Zuverlässigkeit. Ausgedruckte Prognosen von dieser Homepage hingen stets im Ak-Sai Basislager aus.

Expeditionsnahrung

Wir hatten alles für die Hochlager von Deutschland mitgenommen. Vor Ort konnten wir auch nirgends einen Laden entdecken, in dem man Expeditionsnahrung kaufen könnte. Standartlebensmittel wie Zucker, Salz, Kaffee, Kakao und Brot bzw. Kekse können für wenig Geld auf dem Markt in Osch erworben werden. Insbesondere alle Arten von Trockenfrüchten und Nüssen sollte man lieber zuhause lassen und sich stattdessen an dem reichhaltigen Sortiment der Oscher Marktstände bedienen.

GPS

Unbedingt empfehlenswert! Hauptsächlich ab dem ABC, denn die Dimensionen des Berges sind riesig und der Grat, den man ab dem Lager 1 verfolgt, gleicht teilweise eher einem Plateau.

Handyempfang

Im Basislager kein Problem, direkt im ABC kein Empfang, allerdings auf einem Hügel dahinter. Im Lager 1 kein Empfang, allerdings etwas unterhalb.

Karten

Im Internet ist spärliches Kartenmaterial (z.B. von Gecko Maps) erhältlich. Allerdings ist dieses maximal im Maßstab 1:100000 und damit extrem wenig detailliert. Wir haben daher auf den Kauf einer Karte verzichtet und stattdessen ein paar der im Internet frei erhältlichen Aufstiegsskizzen mitgeführt. Eigentlich war eine Karte auch nicht notwendig, vor Ort ist alles relativ übersichtlich.

Leihausrüstung

Bei Tien Shan Travel, der Agentur mit der wir unterwegs waren, konnte man Gaskartuschen für 8€/Kartusche im ABC kaufen. Ak-sai (evtl. auch andere Anbieter) verkauft außerdem Nahrung für Hochlager und vermietet Hochlagerzelte und Seile. Durchaus nicht uninteressant ist die Möglichkeit, bei Ak-sai für 70$ pro Nacht ein fertig installiertes Zelt in den beiden Hochlagern zu nutzen.

Literatur über den Pik Lenin

Von Dieter Porsche ist ein genau auf die Pik Lenin Expedition zugeschnittenes E-Book („Pik Lenin – Expedition im nördlichen Pamir“) für wenig Geld erhältlich. Dieses ist sehr informativ und schildert unter anderem den Ablauf einer vollständigen Pik Lenin Expedition.

Markierungsfähnchen

Diese waren wegen einer Laufveranstaltung (!) auf den Pik Lenin, im Rahmen derer die Spur bestens mit Fähnchen markiert war, nicht notwendig. Da man sich darauf natürlich nicht verlassen kann führten wir ein grellfarbiges Tape mit, das man an das Ende von Bambusstöcken, die man laut Ruefa vor Ort erstehen kann, ankleben konnte. Zumindest auf dem Markt in Osch sollten diese zu finden sein.

Medizinische Versorgung/ Reiseapotheke

Die medizinische Versorgung in Kirgistan ist wohl eher schlecht, es wird beispielsweise unter anderem geraten, Spritzen und Kanülen selbst mitzuführen da es sein kann, dass diese nicht ausreichend in abgepackter Form verfügbar sind. Vor Ort dürfte ein Abtransport eigentlich problemlos möglich sein, da das BC praktisch jeden Tag von Versorgungsautos oder Personenbussen angefahren wird. Der Abtransport am Berg verläuft anscheinend auch sehr routiniert. So begannen sofort alle verfügbaren Bergführer einen Aufstieg nach Lager 1, als dort eine Person mit Höhenhirnödem gemeldet wurde. Im ABC ist außerdem permanent ein Lagerarzt, anwesend wobei natürlich nicht ganz klar ist, in wie weit dieser dafür qualifiziert ist. Ich hatte für unsere Expedition eine umfangreiche Expeditionsapotheke zusammengestellt. Um Problemen beim Zoll vorzubeugen, habe ich eine Liste darüber in englischer und deutscher Sprache in mehrfacher Ausfertigung sowohl im Hand- als auch im aufgegebenen Gepäck mitgeführt (Medikamentenliste deutsch Medikamentenliste englisch). Vorsicht: Opiate (z.B. Morphin) unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz und dürfen nicht ohne weiteres mitgeführt werden. Den größten Teil der Apotheke haben wir dann in unserem Zelt im ABC zurückgelassen und in den Hochlagern nur ein Notfallpack in den Rucksäcken mitgeführt (siehe unter Expeditionsapotheke). Absolut zu empfehlen ist die Mitnahme eines Pulsoxymeters, denn dieses ist nicht sehr teuer und ist für die Prävention bzw. Diagnose aller Arten von Höhenproblemen eine große Hilfe. Anhaltspunkte für „Normwerte“ in bestimmten Höhen gibt diese Übersicht (Sauerstoffsättigung). Umfangreiche Notizen über die Formen der Höhenkrankheit (Ursachen, Prävention, Behandlung) sind dieser Zusammenstellung (Höhenmedizin) zu entnehmen, die eine Zusammenschrift aus den beiden Büchern „Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin“ und „Moderne Berg- und Höhenmedizin“ darstellt.

Reiseveranstalter

Wir ließen unsere Reise von Ruefa organisieren, da dieser Veranstalter nur die Infrastruktur und die Versorgung organisiert und man vor Ort als selbstständiger Bergsteiger unterwegs ist. Das Ganze gibt es auch als „light“ Paket, welches nur Flug, Visa und den Transfer zum BC umfasst. Insgesamt waren wir mit dem Veranstalter sehr zufrieden. Günstiger kann man die Unternehmung haben, wenn man bei den Veranstaltern direkt vor Ort bucht (z.B. Tien Shan Travel, Ak-Sai, Central Asia Travel), wenn man die Expedition lieber komplett mit Bergführer organisiert haben möchte, bieten sich Amical oder der Summit Club an, die den Pik Lenin eigentlich standartmäßig im Programm haben.

Reiseversicherung

Von Ruefa wurde die Expedition automatisch bei der Europäischen Reiseversicherung (jetzt Ergo) versichert, allerdings greift diese nur bis zu einer Höhe von 6000 Metern. Daher haben wir zusätzlich die Expeditionsversicherung des Deutschen Alpenvereins abgeschlossen.

Strom

Sowohl im Basislager als auch im vorgeschobenen Basislager gibt es Generator-betriebenen Strom, im Ak-sai Basislager hatte sogar jedes Zelt seine eigene Steckdose. Die Steckdosen sind kompatibel mit deutschen Steckern, es ist kein Adapter nötig.

Taktik

Unsere Taktik war es, sich zunächst ausgiebig im Basislager an den großen Höhenunterschied anzupassen um dann gut akklimatisiert die Höhe kontinuierlich zu steigern. Ein ausführlicher Plan unserer Höhentaktik ist hier (Höhentaktik) zu finden. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass dieser Plan eine eigenständige Beförderung der Lasten ab dem ABC vorraussetzt. Deshalb ist beispielsweise der Aufstieg zum Lager 1 an zwei aufeinanderfolgenden Tagen geplant, sodass das Gepäck aufgeteilt und an jedem der beiden Tage jeweils nur die Hälfte des Gepäcks zu befördern war. Dies ist aufgrund der anstrengenden Etappe auch wirklich empfehlenswert. Grundsätzlich folgte unsere Höhentaktik den folgenden Prinzipien:

Schlafhöhendistanz:

  • Nach Erreichen der Schwellenhöhe (> 2500 m) mehrere Nächte dort verbringen (3 Tage wenn > 2800m)
  • Bei sofortigem Anstieg tägliche Schlafhöhenunterschiede von max. 300-400 Hm
  • Falls Schlafhöhendistanz > 600 Hm 2 Nächte dort verbringen

 Angewandte Höhentaktik

  • Solide Akklimatisation im Basislager (mehrere Ruhetage ohne Belastung)
  • Dann etappenweiser Aufstieg à tagsüber Vorstöße bis max. 1000 Hm über Schlafhöhe mit sofortigem Abstieg, anfangs bis BC
  • Erst beim 3. Vorstoß Übernachtung im ersten Hochlager
  • Spätestens nach 2 solchen Aufenthalten Abstieg zum BC + 3 Ruhetage
  • Schlechtwetterphasen nicht in Hochlagern abwarten
  • Auch bei banalen Erkrankungen sofort absteigen
  • Vor dem Gipfelgang 3 Ruhetage im BC
  • Gipfelgang in einem Zug vom BC, letzte Schlafhöhe bis max. 1500 Hm unter dem Gipfel ansetzen
  • Beim Gipfelgang: Realistisches Zeitlimit setzen à Umkehren wenn t1/2 überschritten ist
  • Vom Gipfel möglichst weit absteigen
  • ACHTUNG: Höhenödeme treten häufig erst im Abstieg auf
  • Schlafhöhensteigerung von Reinhold Messner: Auf 5000m in einer Woche, dann 1000 Hm/ Woche

Diese sind den beiden Büchern „Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin“ und „Moderne Berg- und Höhenmedizin“ entnommen. Grundsätzlich ging das Konzept gut auf, krankheitsbedingt ergab es sich allerdings, dass wir nach unserem ersten Aufstieg ins Lager 1 (mit direkter Rückkehr ins ABC) zwei Ruhetage im ABC einlegen mussten, während der Plan eigentlich schon für den nächsten Tag einen erneuten Aufstieg vorsah. Aufgrund der hohen Belastung des Aufstiegs zu Lager 1 ist hier aber zumindest ein nachgeschalteter Ruhetag im ABC empfehlenswert. Ein kompletter Abstieg ins BC ist zumindest nach unserem Dafürhalten nicht sinnvoll, da die Etappe BC – ABC sehr lang ist und so die im BC gewonnene Kraft gerade wieder dafür aufgebraucht wird.

Träger

Gepäcktransport ist bis ins höchste Lager möglich. Die Gebühren betragen (Stand 2015 – ohne Gewähr):

  • BC – ABC: 2€/kg
  • ABC – Lager 1: 4€/kg
  • Lager 1 – Lager 2: 8€/kg

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